Die fünfte Jahreszeit

Die fünfte Jahreszeit

Als Karneval, Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fastabend, Fastelovend, Fasteleer oder fünfte Jahreszeit bezeichnet man die Bräuche, mit denen die Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit ausgelassen gefeiert wird. Die Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch und sie dient im Christentum der Vorbereitung auf das Osterfest.
Der Karneval wird sehr unterschiedlich zelebriert. Karnevalsumzüge, Masken, Musik und das Verkleiden spielen eine Rolle. Eine ganz eigenständige Vitalität entwickelte der Karneval in Lateinamerika, etwa beim Karneval von Oruro oder dem Karneval in Rio. Bekannt sind auch der Karneval in Venedig, in Kanada der Karneval von Québec, der Mittfasten-Karneval am Sonntag Laetare in Stavelot und anderen Orten der belgischen Ostkantone sowie in Spanien der Karneval von Santa Cruz de Tenerife und der Karneval in Cádiz. Auch in den Südstaaten der USA gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. Man verwendet etwa in New Orleans die französische Bezeichnung Mardi Gras (Fetter Dienstag, Fastnachtsdienstag). Der Karneval in Namibia findet an verschiedenen Orten des Landes statt und hat keinen zeitlichen Bezug zur Fastenzeit mehr. Im deutschen Sprachraum sind “Hochburgen“ das Rheinland und die schwäbisch-alemannische Fastnacht.

Brauchtum


Der Fasching bzw. Karneval, in anderen Ländern auch Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Fastelovend, Fasteleer oder „die fünfte Jahreszeit“ genannt, ist in Österreich das Brauchtum, mit dem in der Regel die Zeit vom Dreikönigstag (ab dem 7.Jänner) bis zum Aschermittwoch (ab dem Beginn der Fastenzeit) ausgelassen gefeiert wird.
Am 11.11. werden nach alter Tradition die Narren „geweckt“. Es beginnt an diesem Tag also nicht der Fasching, sondern die Narren bereiten sich auf die Faschingszeit vor.
Da der 11.11. meist auf einen Arbeitstag fällt, wird dieses Narrenwecken sowie die damit zusammenhängende Inthronisation des Prinzenpaares, etc. zeitnah auf ein Wochenende verlegt.
Das Faschingsbrauchtum hat seinen Ursprung bereits vor rd. 5000 Jahren, wo in Vorderasien bereits karnevalähnliche Feste abgehalten wurden. Über den Mittelmeerraum und ab dem 12. Jahrhundert auch über Europa verbreitete sich dieses Brauchtum in den vielfältigsten Formen in der ganzen Welt.
Der Karneval oder Fasching wird selbst bei uns sehr unterschiedlich zelebriert. Faschingssitzungen, Umzüge, Gardetanz, Tanzveranstaltungen und vieles mehr werden abgehalten. Musik und Verkleidung spielen im Fasching eine wichtige Rolle.
Auch das Faschings-Urbrauchtum wie Glöckler-, Perchten-, Schemenläufe, etc. haben sich über Jahrhunderte unverändert erhalten und werden heute noch so gepflegt. Meist zählen diese auch zum “immateriellen Kulturerbe“ lt. UNESCO.

Ursprung


Die Keimzellen des Faschings bzw. Karnevals in Europa sind vermutlich in heidnischen Bräuchen wie Fruchtbarkeitskult, Dämonenkult, Sonnenkult usw. zu suchen. Dabei wollte der Mensch bei Zeremonien durch Maskierung und mit Tänzen sowie durch Umzüge den Göttern ähnlich sein. Die Römer brachten in die von ihnen besetzten Gebiete auch ihr religiöses und weltliches Brauchtum mit, woraus sich im Laufe der Zeit verschiedene Festabschnitte entwickelten. Im Herbst wurde das Fest der Bacchanalen, also der Weinlese, gefeiert, wo die Menschen in Verkleidung von Satyrn und Nymphen den Götter und Pan huldigten.
Auch beim Kelterfest und den Fruchtbarkeits- und Sühneriten im Februar waren Theaterspiel, Umzüge in Verkleidung und Gelage Höhepunkte der Feiern. In diesen Zeiten ruhte die Arbeit, Sklaven waren vom Frondienst befreit und sie durften durch Verkleidung in die Rollen der "Freien" schlüpfen und dabei manches lockere Wort, ohne sträfliche Folgen zu riskieren, sagen. Da für die Römer das Jahr mit dem März begann, galt die Zeit davor (die heutige Faschingszeit) symbolisch der Reinigung von allem Alten, was man sehr ausführlich mit einem Fest beging.
Im Mittelalter fanden in mehreren christlichen Ländern Europas, "Narrenfeste" (festa stultorum) statt, wo Kinder und Jugendliche durch Parodien kirchliche Zeremonien übertrieben darstellten und lächerlich machten. Trotz Verbote hielten sich einige dieser Feste bis ins 18. Jahrhundert. Unter dem Einfluss des Christentums entwickelte sich aus den heidnischen Riten in den verschiedenen landschaftlichen Gegenden artunterschiedliches Brauchtum. Durch das Anwachsen der Städte und der damit verbundenen Menschenanballung in kleinen Gebieten ging das Feiern des Faschings allmählich in verschiedene Richtungen.
Während im ländlichen Raum christianisiertes Brauchtum und "Heidnische Bräuche" (betteln um Gaben) weiter erhalten blieben, nahm im 13. Jahrhundert in den Städten das Narrentreiben mit seinen immer derber werdenden Späßen derartige Formen an, dass die Obrigkeit schließlich mit Verboten einschritt. Die Autorität der Kirche akzeptierte und duldete jedoch diese Emotionsausbrüche vor der Fastenzeit, die ihrer Auffassung nach als Ventil der Unterdrücktheit nötig waren. Sie erteilte diese Freiheit ab dem 7. Jahrhundert jedoch nur auf den Tag vor dem Aschermittwoch.
Im 15. und 16. Jahrhundert, also der Zeit der zahlreichen Türkenkriege, wurde das Faschingstreiben in Wien im Freien untersagt, da man befürchtete, dass sich feindliche Kundschafter im Schutz einer "Larve" unter das Volk mischen und so unerkannt in die Stadt gelangen könnten. Im 17. Jahrhundert nahm das Faschingstreiben im Freien wieder seinen Aufschwung. In Wien z.B. war ein recht lebendiges Treiben festzustellen.
Das gehobene Bürgertum und der Adel trieben Maskerade zu Pferd, Maskierte fuhren auf Schlitten durch die Stadt und Narren bevölkerten Straßen und Plätze. Das Faschingstreiben mit seinen Maskeraden bot allerdings auch gute Gelegenheit zu Racheakten und zur Austragung persönlicher Fehden sowie zur Auflehnung des durch Adel und Kirche unterdrückten Volkes gegen Diktatur und Staatsgewalt. In der Zeit der Zensur und der Einschränkung der Pressefreiheit hörte man nicht gerne die "Wahrheit, die der Narr spricht".
Auf Grund zügelloser Ausschreitungen, Schlägereien und Morde, aber auch vom Standpunkt der politischen Räson, verbot schließlich Kaiserin Maria Theresia allen Ständen und dem Adel das Tragen von "Larven" vor dem Gesicht im Freien. Das bunte Faschingstreiben wurde somit in Säle verlagert, woraus sich der für Österreich typische "Saalfasching" mit seinem Ballwesen in Form von Redouten entwickelte.
Die Vergnügungssucht der Bevölkerung war damals sehr groß, dies beweist z.B. 1798 die Teilnahme von 2.000 Personen der damals 16.000 Einwohner zählenden Stadt Salzburg an den sieben Maskenbällen der Stadt während der Faschingszeit. Ab der Wende ins 20. Jahrhundert setzte sich die Redoute als Maskenball und der "noble Ball" auch in Wien immer mehr durch. Die erste Opernredoute fand 1934 in der Staatsoper in Wien statt und 1935 folgte der 1. Wiener Opernball.
Während der Zeit des Nationalsozialismus versuchte man Elemente des deutschen Karnevals in Form des "Straßenfaschings" mit seinen Umzügen auch in Österreich zu implantieren. Dies wurde jedoch von der Bevölkerung damals nicht angenommen, da ein organisierter reichsdeutscher Fasching nicht der Mentalität der Österreicher entsprach. Die Österreicher hatten in jener Zeit weitgehend andere Sorgen.
Nach Kriegsende und der wieder gewonnenen Freiheit besann man sich wieder des alten Brauchtums und die Lebenslust erwachte allmählich. In verschiedenen Orten schlossen sich vergnügte Menschen zusammen und bildeten "Faschingsgilden". Diese Vereine schlossen sich am 17.11.1962 im "Bund Österreichischer Faschingsgilden" zusammen.

Zeitraum


Wie vor Ostern hat die alte Kirchenordnung dem Fest Dreikönig eine vierzigtägige Fastenzeit, allerdings unter Auslassung der jeweiligen Samstage und Sonntage, vorangestellt. Sie beginnt daher mit dem 12. November. Der Vortag dieses Fastenbeginns, das Fest des Hl. Martin von Tours am 11. November, spielt im Brauchtum des Jahreskreises eine bedeutende Rolle.
Erntefeste, Schlachtfeste, Festlichkeiten und üppige Gelage beim Gesindewechsel und bei der Ablieferung der fälligen Abgaben an Gutsherrn und Klöster ähnelten den Festen zu Fastnacht. Daher gab man diesem Tag auch die Bezeichnung "kleine Fastnacht".
Bedingt durch den 11. 11. und die Narrenzahl 11 nutzten im 19. Jahrhundert die Faschingsgesellschaften diesen letzten Termin vor dem "Adventfasten" zum Beginn der Faschingsvorbereitungen. An diesem Tag fanden Gründungsversammlungen neuer Vereine und Generalversammlungen bestehender Faschingsgesellschaften statt. Der Elferrat wurde neu besetzt, Faschingsprinzen gekrönt und Ideen für Faschingsveranstaltungen geboren bzw. in Ansätzen schon dargeboten.
Die Zeit des “echten" Faschings liegt jedoch zwischen den beiden kirchlichen Festkreisen Weihnachten, mit Dreikönig (Erscheinung) als Ende des engeren Weihnachsfestkreises, und dem Aschermittwoch als Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern.
Hier spielt vermutlich auch noch mystischer Glaube der Vorfahren mit, denn der 6. Jänner ist der letzte und höchste Tag der zwölf geheimnisvollen und gefährlichen Rauhnächte. Er wird daher in der Schweiz und im alemannischen Fasnachtsbrauchtum mit der "Oberste" bezeichnet, an dem um 12 Uhr die Fasnacht beginnt.
Durch eine Regelung Papst Gregors beim Konzil von Benevent (1091) wurden die sechs Sonntage vor Ostern - sie erinnerten an die Auferstehung Jesu am Ostersonntag - vom Fastenverbot ausgenommen, wodurch sich die Fastenzeit um sechs Tage verlängerte und mit dem Aschermittwoch 12 Uhr begann.
Der Vorabend des Beginns der Fastenzeit, der Faschingsdienstag, wird auch mancherorts als "Herrenfastnacht" bezeichnet. In Basel und einigen reformierten Teilen des deutschen Bundeslandes Baden hat sich jedoch die "alte" kirchliche Kalenderrechnung ohne Ausnahme der Sonntage erhalten, wodurch die "Fasnacht" erst am Montag nach dem ersten katholischen Fastensonntag gefeiert wird. Dieser Montag wird in diesen Regionen auch mit "Bauernfastnacht" bezeichnet.
Als negatives Gegenbild zum Schöpfungsablauf der Welt, wurde die eigentliche Fastnacht von einem Tag vor dem Aschermittwoch, auf sechs Tage ausgedehnt. Diese Zeit beginnt mit dem "schmutzigen (Schmotz = Fett), feisten oder fetten Donnerstag" mit Schlachtfesten und üppigen Speisen.
Im Rheinland beginnt mit diesem "gumpeligen (possenreißerischen) Donnerstag" bzw. der "Weiberfastnacht" die "Hochzeit" (hohe Zeit) des Faschings und in Wien findet an diesem Tag der Opernball statt.
Darauf folgt der "rußige Freitag", an dem die Narren den Leuten das Gesicht mit Ruß beschmieren.
Am Faschingssamstag, dem "Schmalzsamstag", werden die Faschingskrapfen gebacken, die am Faschingssonntag (Mittfasten), der "Herren-, Pfaffen- oder Priesterfastnacht", mit fettgebackenen Speisen verzehrt werden.
Der "Rosenmontag" als Folgetag des "Rosensonntags", an dem sich der Papst im Mittelalter mit einer goldenen Rose dem Volk vom Lateranpalast zeigte, erhielt seinen Namen von der "Rosenmontaggesellschaft", die den Kölner Faschingszug organisierte.
Den Abschluss der sechs Faschingstage bildet der Faschingsdienstag, auch "Laienfastnacht", an dem der Fasching verabschiedet, begraben oder verbrannt wird.
Am Aschermittwoch um 12 Uhr geht die "Regierungsgewalt", meist in Form des Stadtschlüssels, wieder an das weltliche Oberhaupt zurück und dann kehren alle in das "Schiff des Heiles" (den Schoß der Mutter Kirche und das Kirchenschiff) zurück. Der Narrenbaum wird umgeschnitten und an Bedürftige verschenkt.

Quelle: Wikipedia und Bund Österreichischer Faschingsgilden

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